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Corona-Pandemie

So erhalten Betriebe unbürokratische Überbrückungshilfen

Die Absage der Internationalen Handwerksmesse (IHM) bringt einzelne Handwerksbetriebe in existenzielle Notlagen. Zudem wirkt sich die Unterbrechung internationaler Lieferketten inzwischen auch auf die deutsche Wirtschaft aus. Wie die Politik dem Handwerk jetzt entgegenkommen könnte.

Für die Schreinerei Liedl aus Pfarrkirchen in Niederbayern ist der Wegfall der Internationalen Handwerksmesse (IHM) ein harter Schlag. Seit 40 Jahren stellt die Traditionsschreinerei auf der IHM aus. "Durch die Geschäfte auf der Handwerksmesse erzielen wir im Durchschnitt die Hälfte unseres gesamten Jahresumsatzes", sagt Inhaber Stefan Liedl.

Anderen Handwerkern geht es ähnlich. Gold- und Silberschmiede berichten, dass sie ein Fünftel bis ein Viertel ihres Umsatzes auf der IHM erwirtschaften. Einzelne Schreinereien sind derart abhängig von der Handwerksmesse in München, dass deren Absage sie an den Rand des Ruins bringt. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FWG) hat bereits reagiert und Liquiditätshilfen durch die Hausbanken und die LfA-Förderbank angekündigt. Ministerpräsident Markus Söder fordert ebenfalls schnelle Hilfen für die Wirtschaft.

Industrie sieht Deutschland vor der Rezession

Wie stark die Folgen der Corona-Epidemie die Unternehmen tatsächlich treffen, lässt sich derzeit noch nicht sicher abschätzen. Die Industrie zeigt sich pessimistisch. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte bereits vor einer Rezession. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hält noch an seiner Prognose von rund drei Prozent Wachstum für 2020 fest. Gleichwohl mahnt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, sich für schwierige Zeiten zu wappnen. Bei einer Pressekonferenz in München forderte er eine enge Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Wirtschaft.

Lieferengpässe und Produktionsausfälle befürchtet

Handwerksunternehmen könnten zum Beispiel in Schieflage geraten, wenn der gesamte Betrieb wegen der Infektion eines Mitarbeiters unter Quarantäne gestellt wird. Bäckereien, Friseursalons oder Bauunternehmer könnten auch Probleme bekommen, wenn Mitarbeiter wegen des Corona-Virus erkranken und ausfallen.

Sorgen machen sich vor allem handwerkliche Zulieferer und Dienstleister aus dem Metallbereich, die abhängig sind von großen Autoherstellern oder Maschinenbauern. Sie dürften die enge Verflechtung der Industrie mit China bald zu spüren bekommen. Lieferengpässe sind ebenso möglich wie Produktionsausfälle. "Das Corona-Virus ist der beste Beleg für die globalen Vernetzungen und führt sehr deutlich vor Augen, welche entscheidenden Konsequenzen es hat, wenn diese international verwobene Wirtschaftskette an einzelnen Stellen reißt", sagte ZDH-Generalsekretär Schwannecke.

Bürgschaftsbanken und Fiskus am Zug

Um einen Abschwung abzufedern und die Pleite von Unternehmen zu verhindern, bringen die Handwerksvertreter vor allem unbürokratische, rasch wirkende Hilfen ins Spiel:

  • Liquiditätsunterstützung durch die Hausbanken und die landeseigenen Förderbanken
  • Überbrückungskredite durch Bürgschaftsbanken
  • Stundung von Steuern
  • Kurzarbeitergeld, das gegenüber der örtlichen Arbeitsagentur beantragt werden kann

Schließlich fordert das Handwerk, den Unternehmen in der derzeit angespannten Lage keine weiteren Lasten mehr aufzubürden. Schwannecke: "Worauf man sich auf jeden Fall mit der Politik verständigen sollte, ist ein Belastungsmoratorium der Politik. In dieser Situation darf für Betriebe in der nächsten Zeit wirklich nichts mehr oben drauf kommen— sei es bei den Sozialabgaben, Steuern oder auch Regulierungen."

Stand: 06.03.2020